Trotz der vielen Bestrebungen der Standardisierung und Digitalisierung des öffentlichen Beschaffungswesens (etwa mit PEPPOL vor ca. 15 Jahren) sind nach wie vor viele öffentliche Beschaffungsprozesse unzureichend standardisiert oder weisen mehrere Medienbrüche entlang des Verfahrens auf. Insbesondere die Prozessphase vor Vertragsabschluss (pre-award) verfügt über keine umfassende Abdeckung mit Standards. Einheitliche Prozesse, die von interoperablen öffentlichen Diensten, einheitlichen Dokumentstrukturen und einem standardisierten Nachrichtenaustausch entlang der gesamten Prozesskette von Beschaffungsverfahren gestützt werden, stellen jedoch einen wichtigen Faktor für die Effektivität von Beschaffungsverfahren dar.

Die öffentliche Beschaffung ist in Deutschland ein wichtiges Thema der Verwaltungsmodernisierung. Um Vergabeprozesse im oberschwelligen Bereich durchzuführen, erfordert dies europaweite Ausschreibungen. Die gesetzlichen EU-weiten Vorgaben regeln, dass die Beschaffungsprozesse von der Veröffentlichung bis hin zur Rechnungsstellung standardisiert, und die Verfahren sowie Datenaustauschformate interoperabel und konform der geltenden Rechte sind. Der IT-Planungsrat hat in Deutschland für den digitalen Austausch (eDelivery) die PEPPOL Infrastruktur verabschiedet. Um jedoch Interoperabilität und Standardisierung von den Vergabeverfahren im Pre-Award bis hin zu den E-Rechnungs-Prozessen auf allen Ebenen der Interoperabilität nach dem Interoperabilitätsrahmenwerk der Europäischen Kommission sicherzustellen, bedarf es der Spezifikationen einer Fülle an Standards und Artefakten für interoperable Prozessabläufe und den Datenaustausch zwischen den Akteuren.

Im Rahmen des Workshops bitten wir um Beiträge zu verschiedenen Aspekten der Digitalisierung der öffentlichen Beschaffung sowie der Interoperabilität und Standardisierung entlang der unterschiedlichen Schritte. Wissenschaftlich ausgerichtete oder praxisorientierte Beiträge können Einblick in die aktuellen Entwicklungen in Deutschland und der EU geben. Adressiert werden sollen Theorien, Konzepte sowie Herausforderungen oder Lösungsansätze der digitalen Transformation und des flächendeckenden Einsatzes von Standards zur Sicherstellung von Interoperabilität im öffentlichen Beschaffungswesen.

Die Zielgruppe sind Forschende und Anwender*innen im Bereich von Interoperabilität und Standardisierung sowie Akteure der öffentlichen Beschaffung.

Um ein kurzes Exposé (halbe Seite) wird bis zum 28.03.2023 via Einreichung über das ConfTool gebeten:

Wissenschaftliche und Praxis-bezogene Beiträge können sich theoretisch mit Erfolgsfaktoren und Herausforderungen für die Umsetzung  von Interoperabilität und Standardisierung im öffentlichen Beschaffungswesen auseinandersetzen. Darüber hinaus können auch methodische Ansätze zur Entwicklung und Implementierung von Interoperabilitätskonzepten oder praktische Lösungsansätze in Form von Beiträgen vorgestellt werden. Mögliche Themenbereiche können sein (Liste nicht abschließend):